“Lehrreich war für mich nochmal, dass BMAS und Kommunen auf EU-2 Einwanderung teilweise mit sehr unterschiedlichen Brillen blicken.”
“Diese Erfahrung ist eine Bereicherung sowohl für mich als Mensch als auch für mich als Sozialarbeiterin, im Einsatz für die rumänischen Zugewanderten an meiner Schule und in meiner Kommune. Die vielfältigen Perspektiven auf die Migrationsbewegungen schaffen ein erweitertes Bewusstsein über die Komplexität der Prozesse, die migrierende Gruppen mit sich bringen, sowohl im Herkunftsland als auch im Ankunftsland.
Wo Fragen, Hindernisse und Herausforderungen oft im Fokus stehen, kommt nun auch ein Gefühl der Hoffnung auf. Vieles „läuft ja schon ganz gut“ und „so falsch“, machen wir es ja gar nicht, entstehen in den eigenen Gedanken und im Austausch mit anderen Akteuren des Austausches. „Chancen“ erkennen in dem, was an Ressourcen bereits besteht und noch besser, noch enger und ehrlicher zu vernetzen ist plötzlich eine neue Aufgabe mit Priorität. Ebenso ist das Gefühl für Timisoara und die „Rumänen“ ein anderes als noch vor dem Besuch. Es gibt gute, engagierte Menschen vor Ort, die wir nun kennenlernen konnten, Menschen die ebenfalls die Hoffnung teilen, dass sich die Situation für Menschen im In-und Ausland (Rumänen, die migrieren und wieder zurückkommen) auf lange Sicht verbessern lässt. Der Eindruck entsteht, dass diese Menschen ebenso den Wunsch haben, dass ihre Community gesehen und verstanden wird, dass vielfältige Bedürfnisse der Zugewanderten erkannt und bedient werden, sowohl im Herkunfts- als auch im Ankunftsland. Ebenso hat mich persönlich der Besuch in den Schulen vor Ort geprägt. Das Gefühl von Verbundenheit trift hervor, wenn ich die Lehrenden sehe und höre, die SchülerInnen erlebe, die alle ebenso bemüht sind, sich am Bildungsauftrag zu beteiligen und diesem zu folgen, wie ich es aus meinem Schulsystem kenne. Es gibt positive Beispiele, die mir vor Augen führen, dass es eben auch „gut laufen kann“. Traditionen zu ändern oder das Denken der Menschen nachhaltig so zu beeinflussen, dass der Zugriff auf eine adäquate und langfristige Bildung in allen Köpfen als natürliches Gut verankert ist, davon sind wir noch weit entfernt. Aber die Bemühungen sind da, sind sichtbar und auch wenn es diese SchülerInnen gibt, die leider ab einer unbestimmten Klasse und aus unbestimmten Gründen der Schule fernbleiben, bewegt sich doch etwas im Denken Einzelner. Die Programme und Bemühungen, die es gibt, die einzelne erreichen und Schulabbrüche oder dem „Drop Out“, vorbeugen, existieren. Und im Kleinen breiten sie sich aus. Also sehe ich es als meine Aufgaben an, hier anzusetzen und über diese Vorkommnisse auch in meinem Wirkungskreis zu berichten, aufzuklären und Eltern und SchülerInnen mitsamt meiner Multiplikatoren an die Hand zu nehmen und zu briefen. Fragen zur Perspektive, zur eigenen Zukunftsgestaltung zu stellen und in Veranstaltungen immer wieder darauf einzugehen und so ein Umdenken zu erwirken.
Was nehme ich mit?
Die persönliche Berührung mit einer wunderschönen, einer bunten, vielfältigen und charmanten Stadt. Viele neue sympathische sowie hilfreiche und inspirierende Kontakte, sowohl intern/extern (DE/RO
/BULG). Gute und ausführliche Gespräche über und zu eigenen Sichtweisen, zu gemachten Erfahrungen, zur Arbeitsrealität und über Grenzen der eigenen Wirksamkeit aber auch zu dem Erleben von „Erfolgen“ in der Arbeit mit Zugewanderten // neue Motivation! Offene Gespräche und ein hohes Maß an Ehrlichkeit der anderen Akteure über erkannte und bestehende Missstände und ihre intensiven Bemühungen diese zu beheben. Sprachliche Eindrücke, die mich einmal mehr darin bestärken, dass ich diese wunderschöne Sprache professionell erlernen möchte. Viel Freude und Lachen mit den Akteuren vor Ort und viel Sympathie für die Stadt Timisoara Das Grundgefühl, „Rumänien ist mir nicht (mehr)fremd“ und ich sehe jetzt etwas klarer, was Mutmaßungen und Annahmen aber auch Befürchtungen anbelangt. Die Überzeugung, „auf dem richtigen Weg zu sein“, weiterhin und vermehrt an einem Strang zu ziehen und sich gegenseitig zu motivieren mit dem Engagement, dass wir als Akteure an den Tag legen weiterhin dabei zu sein und trotz vieler Rückschläge oder dem Gefühl von Handlungsunfähigkeit nicht aufzuhören, die Situation für Familien und Kinder (ob im Bildungssektor, Arbeitsmarkt oder im sozialen Feld) verbessern zu wollen.”
“Der anvisierte interkommunale Austausch war im weiteren Verlauf der Woche sehr gut möglich und wurde von uns bei jeder Gelegenheit genutzt. Außerdem haben Sie mit Ihrem Rahmensetting dafür gesorgt, dass Kontakte geknüpft werden konnten, die für unsere zukünftige Arbeit sehr hilfreich sein werden. Besonders interessant war der Austausch mit den Herkunftskommunen, im Falle Hagens insbesondere mit den Vertretenden aus Bărbulești, die ein sehr realistisches und ungeschöntes Bild der Kontextbedingungen in ihrem Dorf vermittelten. Die Präsentation der empirischen Forschungsergebnisse und die praxisnahen Workshops waren anschaulich und belebten die notwendige Diskussion über die Migrationsbewegungen zwischen Rumänien, Bulgarien und dem Ruhrgebiet.
Viel Zeit musste den Übersetzungen eingeräumt werden, hier wäre vielleicht in Zukunft zu überlegen, wie Abhilfe geschaffen werden könnte. Der Besuch der Roma-Siedlung am Abschlusstag war interessant, löste allerdings auch Unbehagen aus, da unklar blieb, ob die dort lebenden Personen ausreichend über unser Kommen informiert worden waren. Insgesamt blieb ein zwiespältiger Eindruck. Der Besuch der Schulen eröffnete uns die Möglichkeit, einen Einblick in die Bildungsarbeit vor Ort zu erhalten. Hier war auffällig, dass Herausforderungen wie Schulabsentismus sowohl in den Ankunfts- als auch in den Herkunftskommunen aktuell sind und „einfache Lösungen“ nicht in Sicht sind. Dass wir zum Abschluss auch noch mit dem Oberbürgermeister von Timişoara ins Gespräch kommen konnten, hat uns sehr gefreut.”
“Das Programm war sehr abwechslungsreich und hat gezeigt, dass Migration viele Facetten beinhaltet. Für uns waren die Gespräche mit den vielen unterschiedlichen Partner:innen sehr interessant. Unsere Arbeit in der Kommune vor Ort hat oft den Defizitblick auf Armut, Arbeitslosigkeit, Schulabsolutismus, Wohnungslosigkeit etc.. Während des Workshops gab es viele Informationen über die Hintergründe. Die unterschiedlichen Partner:innen haben eigene Erfahrungen beigetragen und auch dafür gesorgt, dass “sichere” Informationen richtiggestellt werden konnten. Der Austausch vor Ort hat sich positiv ausgewirkt und das Netzwerk erweitert. Der Einblick in das rumänische Schulsystem war sehr interessant. Die Informationen über die christlichen Pfingstlergemeinden waren für uns neu. Für unsere Arbeit hier in der Kommune haben wir mitgenommen, dass unsere bisherige Ausrichtung auf die Bildung der Kinder richtig ist. Die Zielgruppe Roma ist nicht eine Zielgruppe, sondern muss zwingend differenziert betrachtet werden.”
“Die Exkursion war ein beeindruckendes Highlight für mich und es geht ein großes Dankeschön an das komplette Zusudo-Team für die Organisation, die Auswahl der Themen und auch der Teilnehmer/innen. Die Veranstaltung hinterlässt bei mir mehrere neue Erkenntnisse (obwohl ich mich schon sehr lange mit dem Themenfeld beschäftige), eine Menge neuer sehr hilfreicher und sehr sympathischer Kontakte, viele persönliche Eindrücke zum Nachdenken. Insgesamt bin ich sehr dankbar, dass es keine politische Hochglanzveranstaltung war, in der viel geredet, aber nichts gesagt wird. Ich war froh, dass wir – nach meiner Ansicht – ehrlich und offen reden durften und auch gerade die „rumänische Innensicht“ auf die Situation im Land durfte sein. Letztere wird oftmals von offizieller EU-Sicht etwas niedergebügelt. Die Beteiligung der vielen Akteure aus Rumänien und die Offenheit der Kolleg/innen aus den Ruhrgebiets-Kommunen trugen hierzu bei. Und nicht zuletzt waren die übersetzenden (Sprache und Kultur) muttersprachlichen Kolleg/innen ein großer Gewinn. Im Folgenden liste ich meine vier stärksten Momente auf, weil sie entweder ganz neu waren für mich, besonders wichtig, beeindruckend oder nachhaltig:
- Tag 1: Bei der transnationalen Vernetzung könnten die NGOs eine gute Rolle spielen. Das, was an behördlichen Strukturen manchmal scheitert, könnte vielleicht auf weniger offiziellen Wegen funktionieren. Mich und uns motiviert das, weiter in die Zusammenarbeit mit NGOs in den Herkunftsländern zu investieren.
- Tag 2: Vortrag von Nikola Venkov über Stolipinovo: Bislang sind wir immer davon ausgegangen, dass Stolipinovo eines der größten Roma-Viertel in der Umgebung ist. Nikola berichtete jedoch, dass nur 10% der Bewohner/innen Roma seien, die restlichen 90% zählen zur türkischen Minderheit, werden aber von vielen Bulgar/innen zur Gruppe der Roma gezählt.
- Tag 3: Der Besuch in der Roma-Siedlung beeindruckte mich. Ich hatte dort keine Angst und fand es auch nicht zu voyeuristisch, sondern habe eher die Menschen gesehen (und interessiere mich für sie). Beeindruckend fand ich die unmittelbare Nähe zum „Speckgürtel“ von Timisoara – praktisch nur ein Haus weiter. Außerdem fand ich bemerkenswert, dass es – wie so oft – kein Problem war, mit den Kindern und den Frauen in Kontakt zu kommen (auch ohne die Sprachkenntnisse), die Männer waren nicht sichtbar oder nur weiter hinten. Dabei brauchen wir den Kontakt auch gerade zu ihnen. Und hier kommt die nächste wichtige Erkenntnis: die Roma-Pfingst-Gemeinden sind absolut wichtige Brückenbauer. Auch hier sollten wir weiter investieren.”
“Das Gespräch mit dem Bürgermeister hat mir auch gezeigt, dass es schwierig sein wird, in rumänischen Kommunen Partner für Hilfsangebote für Remigrant*innen zu finden, da die Sozialetats – auch für eine wirtschaftlich gut dastehende Stadt wie Timisoara – offenbar sehr knapp bemessen sind und nicht die Möglichkeit oder ggf. auch die Bereitschaft besteht, dafür Ressourcen einzusetzen. Es bleibt daher nur die Möglichkeit zur Kooperation mit NGOs. Sehr interessant fand ich auch die Begegnung mit dem Bürgermeister von Barbulesti und seine Erfahrungen als fast reine Roma-Kommune. Leider war hier die Sprache ein Barriere.”
“Zusammengefasst war es eine unglaublich spannende und wertvolle Zeit, aus fachlicher aber auch aus ganz persönlicher Sicht. Auch wenn es so angekündigt war und grundsätzlich die anderen Teilnehmenden bekannt waren, war es doch im tatsächlichen Erleben bemerkenswert wie hochprofessionell und wissenschaftlich geprägt der Gesamtrahmen war. Das betrifft die Qualifikation der Teilnehmenden aus den verschiedenen Bereichen, die unserer Ansicht nach die richtige Mischung aus der täglichen Beratungspraxis, Leitungskräften aber auch die wichtigen Institutionen wie das Ministerium und die Botschaft. Daher waren nicht nur die Beiträge während der Konferenz, sondern auch die Gespräche darüber hinaus eine Bereicherung für uns. Nachdem wir uns ein bisschen kennen gelernt hatten, haben wir den Austausch als sehr offen empfunden und konnten viel für uns daraus mitnehmen. Es zeichnen sich bereits jetzt zukünftige Zusammenarbeiten für die Praxis vor Ort ab und wir sind uns sicher, dass sich daraus noch viel entwickeln wird. Derzeit läuft bei uns wieder das Förderprogramm Südosteuropa, es ist aber bisher nur bis zum 31.12.2023 befristet. Wir werden daher zukünftig umso mehr auf die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren aus diesem Bereich angewiesen sein.
Der Besuch in dem Roma-Dorf war erst etwas befremdlich und fühlte sich aus unserer Sicht ein bisschen wie „in einem Zoo“ an. Es fühlte sich nicht angenehm an, ungefragt in den Lebensraum von anderen Menschen einzudringen. Es wurde besser als wir den Eindruck gewonnen hatten, dass die Menschen dort sich weniger belästigt oder ausgestellt fühlten wie wir anfangs dachten.. Im Anschluss daran kamen aber mehrere sehr offene Gespräche und Diskussionen auf, für die wir sehr dankbar waren. Sie haben die Perspektive noch einmal deutlich erweitert.
Am Ende sind wir mit einem großen Koffer vieler Eindrücke, neuem Wissen und vor allem mehr Verständnis für die Zuwanderer hier bei uns zurück gekommen. Wir sind fest davon überzeugt, dass uns das in der praktischen Arbeit sowie bei der Entwicklung von neuen Konzepten und Ansätzen der Rahmenbedingungen erheblich weiter bringen wird. Wir denken auch darüber nach die nächste Fahrt nach Rumänien zu planen. Am besten gleich dahin, wo die möglichen Auswanderer nach vor ihrer Abreise beraten werden. Das ist auch ein Thema, welches wir mit dem großen örtlichen Arbeitgeber bei uns besprechen möchten”